Beispiel: Interpretation von Willkommen und Abschied von Goethe
Das Gedicht Willkommen und Abschied von Johann Wolfgang von Goethe wurde 1789 veröffentlicht und handelt von einem Treffen in der Nacht. Das lyrische Ich trifft sich mit seiner Geliebten. Der Ritt der Ich-Figur und der Abschied am nächsten Morgen spielen auch eine wichtige Rolle in diesem Text.
Das Gedicht hat vier Strophen, die jeweils aus acht Versen bestehen. In den ersten beiden Strophen wird der Weg des Mannes zu seiner jungen Geliebten beschrieben, in der dritten Strophe erzählt der Mann von ihrer Begegnung, und in der letzten Strophe nehmen sie schließlich Abschied voneinander.
Das lyrische Ich reitet also abends auf einem Pferd zu seiner Geliebten. Er freut sich auf das Treffen mit ihr, doch schon in der ersten Strophe deutet sich an, dass er sie nur heimlich treffen kann. Dies wird mit der Metapher Wo Finsternis aus dem Gesträuche mit hundert schwarzen Augen sah deutlich. In der ersten Strophe werden Personifikationen und Naturmetaphern zur Veranschaulichung des Rittes verwendet: schon stand im Nebelkleid die Eiche, ein aufgetürmter Riese.
Auch in der zweiten Strophe beschreibt der Geliebte den Ritt zu der Frau, die er liebt. Der Mond scheint, aber aufgrund der Wolken ist er kaum zu sehen. Das lyrische Ich spürt die nächtliche Umgebung, und er empfindet sie als dunkel und schaurig. Der Wind umsaust schauerlich sein Ohr, während die Nacht tausend Ungeheuer schuf. Allerdings werden diese negativen Empfindungen von seiner Vorfreude auf das Treffen und die Leidenschaft seiner Geliebten deutlich übertroffen. Die Alliteration in frisch und fröhlich war mein Mut sowie die Anapher In meinen Adern welches Feuer! In meinem Herzen welche Glut, verstärken diesen Eindruck.
In der dritten Strophe gibt es im Gegensatz zu den ersten beiden Strophen dann ausschließlich positive Gefühle. In den ersten beiden Strophen waren auch Angst und Furcht Teil seiner Gefühle, jetzt ist er vollkommen in der Begegnung mit seiner Geliebten versunken. Auch sie scheint ihn sehnlich erwartet zu haben und genießt das Zusammentreffen: die milde Freude floß von dem süßen Blick auf mich. Er erzählt uns von seinen tiefen Gefühlen ihr gegenüber, dass sein Herz ganz auf ihrer Seite war und jeder Atemzug für sie war. Man merkt, dass er sehr verliebt ist, er beschreibt sie als eine Frau mit einem lieblichen Gesicht, das von einem rosenfarbenem Frühlingswetter umgeben wird. Aber nicht nur in diesen beiden Versen ist er sehr glücklich, im Anschluss bedankt er sich sogar persönlich bei den Göttern.
In der letzten Strophe kommt es zum Abschied. Da die Sonne aufgeht, müssen die beiden ihr Treffen beenden. Für beide ist der Abschied sehr schwer. Bei ihm verengt sich das Herz und auch ihr Liebesschmerz wird explizit durch eine Anapher hervorgehoben: In deinen Küssen welche Wonne! In deinem Auge welcher Schmerz! Als der Geliebte wegreitet, bleibt sie weinend zurück. Als der Geliebte beim Weggehen sieht, dass seine Geliebte weint, spricht er zu den Göttern und bezeichnet es trotz des Liebeskummers als Glück, geliebt zu werden, und ist froh darüber, dass er die Liebe erlebt.
In dem Gedicht sehen wir, dass es mit einer positiven Meinung zur Liebe endet Und lieben, Götter, welch ein Glück!, und das trotz des Liebeskummers und trotz der Tatsache, dass sich die beiden wieder trennen müssen.
Das Gedicht ist ein Gedicht aus der Epoche des Sturm und Drang. Der Ritt des Reiters ist ein typisches Motiv aus dieser Epoche. Die Botschaft könnte sein, dass es sich lohnt, für die Liebe zu kämpfen, auch wenn diese oft auch negative Aspekte mit sich bringt.