Das Land der Dichter und Denker

Weltweit verbindet man Deutschland mit dem Begriff „Land der Dichter und Denker“. Viele bekannte Schriftsteller der Weltliteratur wurden hier geboren. Im Jahre 1871 wurde der deutsche Nationalstaat gegründet. Bis dahin gab es viele kleinere deutsche Staaten, die nur locker miteinander verbunden waren. Es herrschte allerdings der Wunsch nach mehr Zusammenhalt und eine große Sehnsucht nach einer gemeinsamen Nation. Hier waren die Dichter und Denker sehr wichtig. Sie verwendeten eine einheitliche deutsche Sprache und suchten zusammen nach einem deutschen Gemeinschaftsgefühl, lange bevor eine politische Einheit geschaffen wurde.

Die Liste der bedeutenden deutschen Dichter und Denker ist lang. Die beiden bekanntesten sind wohl Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) und Friedrich Schiller (1759–1805). Goethe hat berühmte Werke wie Faust und Die Leiden des jungen Werther geschrieben. Die Tragödie Faust ist ein Klassiker der Weltliteratur. In zwei Teilen erzählt Goethe die Geschichte des Doktor Faust, der sowohl als Wissenschaftler als auch als Mensch unzufrieden ist. Um sich aus seiner schlechten Lage zu befreien, geht er mit dem Teufel ein Bündnis ein. Er bekommt die Möglichkeit, als junger Mann noch einmal von vorne anzufangen und sein Leben anders zu leben. Der Briefroman Die Leiden des jungen Werther von Johann Wolfgang von Goethe wurde im Jahr 1774 ein Bestseller. Von nun an war Goethe in ganz Europa bekannt. In Briefen erzählt Werther seinem Freund Wilhelm von seiner großen Liebe Lotte, die mit einem anderen Mann verlobt und daher für ihn unerreichbar ist. Werther verlässt die Stadt, um Lotte vergessen zu können. Durch Zufall trifft er seine mittlerweile verheiratete Liebe Jahre später wieder und kommt ihr näher – was zu einigen Problemen führt.
Friedrich Schiller wurde vor allem mit zwei seiner Dramen berühmt: Die Räuber handelt von zwei ungleichen Brüdern, die um die Gunst ihres Vaters und die Liebe einer Frau kämpfen. Wilhelm Tell erzählt die Geschichte des berühmten schweizerischen Freiheitskämpfers, der die Schweiz aus der Tyrannei befreien will.

Neben Goethe und Schiller zählt auch Gotthold Ephraim Lessing (1729–1781) zu den großen deutschen Schriftstellern. Sein Trauerspiel Emilia Galotti aus dem Jahr 1772 wurde schnell bekannt. Das Stück handelt von dem Prinzen von Guastalla, der sich das bürgerliche Mädchen Emilia Galotti zur Frau nehmen möchte. Dafür lässt er den Verlobten des Mädchens töten und bringt dieses auf sein Schloss. Ab hier geht es um Intrigen, Rache und das Gericht Gottes.
Lessings Werk Nathan der Weise zählt heute zu den wichtigsten der deutschen Literatur. Zur Zeit des dritten Kreuzzuges kehrt der Jude Nathan von einer Reise nach Jerusalem zurück und erfährt, dass seine Pflegetochter von einem Christen vor dem Feuertod gerettet wurde. Der Lebensretter möchte aber nichts vom Dank Nathans wissen.

Es gibt natürlich noch viele weitere wichtige Dichter und Werke in der deutschen Literatur. Beispielhaft seien hier noch einige genannt: Woyzeck von Georg Büchner, Reisebilder von Heinrich Heine, Der Schimmelreiter von Theodor Storm, Effi Briest von Theodor Fontane, Buddenbrooks von Thomas Mann oder Die Blechtrommel von Günter Grass. Auch viele wichtige Philosophen wie Immanuel Kant oder Georg Friedrich Hegel stammen aus Deutschland, ebenso bedeutende klassische Komponisten wie Ludwig van Beethoven oder Richard Wagner.